
KÜNSTLERISCHER ANSATZ
SMILE – SYMBOLE ALS ERLEBNISARCHIV
Malerei ist für mich ein „Zeit-Dokument“: Da wir immer auf etwas Bekanntes zurückgreifen müssen, um unser Erleben auszudrücken, entwickelt sich mit der Zeit ein nicht nur sprachliches, sondern auch visuelles Bildvokabular. Ich versuche den gegenwärtigen Moment - hier die gestalterischen Mittel der digitalen Kommunikation - auf der Leinwand festzuhalten. Ich gehe vom unbefangenen, intuitiven Malen aus und abstrahiere im weiteren Prozess auf die grundlegenden Formen. Dafür lasse ich neuartige, technische Hilfsmittel größtenteils außen vor und beschränke mich auf die authentische Erfahrung des Sehens.
Etappe eins – Etappe zwei – Etappe SMILE
Im Sommer 2020 entwickelte sich mit diesem thematischen Hintergrund eine Reihe von Gemälden, die den oben beschriebenen Prozess abbilden: Als „Etappe eins“ bezeichne ich somit das freie Malen mit eingeschränkten Mitteln – Leinwand, Grundierung und die Farbe Weiß. Das freie Malen bringt den präsenten, das heißt, im Körper gefühlten Moment, auf die Leinwand. Die Malerin durchläuft im Schaffen ihre Welt – also, eine Abfolge von Emotionen, die sich verschieden zeigen können, jedoch immer mit der gleichen Palette ausgedrückt werden. Dadurch zeigt sich unsere emotionale conditio humana, die in einer zyklischen Kontinuität gefasst ist. Wie Phasen der Sonne und des Mondes, Phasen der Gezeiten, Phasen der Natur gibt es auch die Phasen der Emotionalität. Das was bleibt, und somit die erste Abstraktion dieses Malexperimentes darstellt, ist das Zirkuläre – ausgedrückt in der Form des Kreises.
„Etappe zwei“. Zur Helligkeit Weiß und der rohen Leinwand gesellen sich der Dunkelwert Schwarz und reine Farben. Eine strenge rasterförmige Struktur von kreisrunden Farbfeldern setzt einen Kontrapunkt zur freien unkontrollierten, kreisförmigen Malaktion der ersten Etappe. Der Kreis wird gebannt, als Form festgemacht und in eine Ordnung eingegliedert. Kreise „liegen“ über der freien Emotionalität – das expressiv Gestische wird der Reduktion gegenübergestellt.
„Etappe SMILE“. In weiterer Folge des Experimentes greife ich digitale Gadgets als globale Darstellungsformen von Emotionen auf: Meine Emoji-Sammlung zeigt Bildformen der „social media“, die in unserem Alltag als Kommunikationsmittel fungieren. Aus einer digitalen Formensprache, die unsere Dialoge schneller, effektiver und einfacher machen sollte, ist eine universale, symbolhafte Bildsprache entstanden, die als globales Kommunikationsmittel auf uns und unsere Umwelt „zurück-ein-wirkt“.
SMILE stellt hierbei humorvoll die Frage: „Ist das alles?“ - und wirft einen kritischen Blick auf die Einengung unseres Vokabulars zu einigen, wenigen Symbolen. Menschen verbringen heute den Großteil ihrer Zeit vor dem Computer und lernen wie Maschinen zu funktionieren. Zugunsten der Leistungssteigerung werden ihre eigentlichen, persönlichen Bedürfnisse auf Mini-Signale reduziert. Emotionen werden damit zu abstrahierten, reduzierten und konsumierbaren Symbolen. Dies eröffnet die Rückfrage, an uns, nach dem eigenen, individuellen Ausdruck der Emotionalität. Und, ob „das Alles“ für uns sein kann - und uns es reicht? Lassen uns Emojis mit einem inneren Vakuum zurück, da das „echte“ Erleben auf die Dauer nicht virtuell ersetzt werden kann?
Meine Auswahl von unmerklich veränderten polymorphen SMILIES konfrontiert BetrachterInnen mit dem eigenen Kommunikationsverhalten innerhalb einer virtuellen Reality und wie dieses uns „zurück-verändert“.